Die 30. Verleihung des Europäischen Filmpreises fand am 9. Dezember 2017 im Haus der Berliner Festspiele in Berlin statt. Der Preis wird von der Europäischen Filmakademie (EFA) vergeben. Nachdem im Vorjahr die Fernsehgala anlässlich der Feierlichkeiten zur Kulturhauptstadt Europas in Breslau (Polen) stattgefunden hatte, wurde sie zum 13. Mal an die deutsche Hauptstadt vergeben, dem Sitz der EFA. Als Moderator der Verleihung wurde zum dritten Mal Thomas Hermanns ausgewählt.

Als bester Film wurde Ruben Östlunds Satire The Square ausgezeichnet, die für alle fünf regulären Nominierungen prämiert wurde. Die vollständigen Nominierungen waren am 4. November 2017 auf dem Europäischen Filmfestival von Sevilla bekanntgegeben worden.

Während der Verleihung wurde an den in Russland inhaftierten ukrainischen Filmemacher Oleh Senzow erinnert. Wim Wenders, Präsident der Europäischen Filmakademie, kritisierte in einer Ansprache u. a. die zunehmend antieuropäische Stimmung in der EU. Die europäischen Filmproduzentinnen Helena Danielsson, Rebecca O’Brien und Ada Solomon gaben eine Stellungnahme zur #MeToo-Debatte ab.

Bereits im Vorfeld standen die französische Schauspielerin und Filmemacherin Julie Delpy sowie der russische Filmregisseur und Drehbuchautor Alexander Sokurow als Gewinner fest. Delpy wurde die Auszeichnung für die Beste europäische Leistung im Weltkino zugesprochen, während Sokurow den Preis für ein Lebenswerk zuerkannt bekam. Ebenfalls im Vorfeld entschied eine siebenköpfige Jury über die Auszeichnungen in den Kategorien Beste Kamera, Bester Schnitt, Bestes Szenenbild, Bestes Kostümbild, Bestes Hairstyling und Make-up, Beste Filmmusik und Bester Ton.

Preisträger und Nominierte

Bester europäischer Film

präsentiert von Stellan Skarsgård sowie Johannes Bah Kuhnke, Alex Brendemühl, Anna Geislerová, Anamaria Marinca, Palina Rojinski und Ivan Shvedoff

The Square – Regie: Ruben Östlund

  • 120 BPM (120 battements par minute) – Regie: Robin Campillo
  • Die andere Seite der Hoffnung (Toivon tuolla puolen) – Regie: Aki Kaurismäki
  • Körper und Seele (Testről és lélekről) – Regie: Ildikó Enyedi
  • Loveless (Нелюбовь) – Regie: Andrei Swjaginzew

Beste europäische Komödie

The Square – Regie: Ruben Östlund

  • King of the Belgians – Regie: Jessica Woodworth und Peter Brosens
  • Vincent – Regie: Christophe Van Rompaey
  • Willkommen bei den Hartmanns – Regie: Simon Verhoeven

Beste Regie

präsentiert von Elena Anaya und Carlos Saura

Ruben Östlund – The Square

  • Ildikó Enyedi – Körper und Seele (Testről és lélekről)
  • Aki Kaurismäki – Die andere Seite der Hoffnung (Toivon tuolla puolen)
  • Yorgos Lanthimos – The Killing of a Sacred Deer
  • Andrei Swjaginzew – Loveless (Нелюбовь)

Beste Darstellerin

präsentiert von Sandra Hüller und Peter Simonischek

Alexandra Borbély – Körper und Seele (Testről és lélekről)

  • Paula Beer – Frantz
  • Juliette Binoche – Meine schöne innere Sonne (Un beau soleil intérieur)
  • Isabelle Huppert – Happy End
  • Florence Pugh – Lady Macbeth

Bester Darsteller

präsentiert von Sandra Hüller und Peter Simonischek

Claes Bang – The Square

  • Colin Farrell – The Killing of a Sacred Deer
  • Josef Hader – Vor der Morgenröte
  • Nahuel Pérez Biscayart – 120 BPM (120 battements par minute)
  • Jean-Louis Trintignant – Happy End

Bestes Drehbuch

präsentiert von Anna Geislerová und Anamaria Marinca

Ruben Östlund – The Square

  • Ildikó Enyedi – Körper und Seele (Testről és lélekről)
  • Yorgos Lanthimos und Efthymis Filippou – The Killing of a Sacred Deer
  • François Ozon – Frantz
  • Andrei Swjaginzew – Loveless (Нелюбовь)

Jurypreise

Am 14. November 2017 wurden in Berlin die Gewinner der Jurypreise bekanntgegeben, die durch eine siebenköpfige Jury aus der offiziellen Auswahlliste für Spielfilme und separat eingereichten Filmen ausgewählt wurden. Der Jury gehörten der Tontechniker Samir Fočo (Bosnien und Herzegowina), der Komponist Raf Keunen (Belgien), die Filmeditorin Melanie Ann Oliver (Vereinigtes Königreich), die Kostümdesignerin Vassilia Rozana (Griechenland), die Maskenbildnerin Susana Sanchez (Spanien), der Kameramann Łukasz Żal (Polen) und der Szenenbildner Tonino Zera (Italien) an.

Offizielle Auswahlliste – Spielfilme

Auf der Auswahlliste für den Europäischen Filmpreis 2017 standen 51 Filme, darunter die Hauptpreisträger des Filmfestivals von Locarno 2016 (Godless), der Filmfestspiele von Berlin 2017 (Körper und Seele) und des Filmfestivals von Cannes 2017 (The Square). Körper und Seele und The Square wurden von Ungarn bzw. Schweden ebenfalls als offizielle Kandidaten auf eine Oscar-Nominierung 2018 in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film ausgewählt. Außerdem auf der Auswahlliste für den Europäischen Filmpreis befanden sich die offiziellen Oscar-Beiträge 2018 aus Dänemark (Du forsvinder), Finnland (Tom of Finland), Frankreich (120 BPM), Italien (A Ciambra), Litauen (Frost), Niederlande (Layla M.), Österreich (Happy End), Polen (Die Spur), Russland (Loveless), Serbien (Rekvijem za Gospođu J.), Spanien (Fridas Sommer) und der Tschechischen Republik (Ice Mother).

Die für die regulären Kategorien nominierten Filme sind hellblau hervorgehoben.

Weitere Preise

Beste europäische Leistung im Weltkino

präsentiert von Volker Schlöndorff und Ethan Hawke (letztgenannter via Videonachricht)

Julie Delpy, französische Schauspielerin, Regisseurin und Filmproduzentin

Delpy war in der Vergangenheit zweimal vergeblich für einen regulären Europäischen Filmpreis nominiert: 1991 für Homo Faber (Beste Darstellerin) und 2007 für 2 Tage Paris (Publikumspreis – Bester Film). Während ihrer Dankesrede machte Delpy darauf aufmerksam, dass drei Wochen vor den Vorbereitungen zu ihrem neuen Film mit Daniel Brühl in Deutschland eine Finanzierung von 600.000 Euro weggefallen sei. Sie bot an, ein gemeinsames Frühstück zu verlosen sowie einen Part in dem Film zu vergeben, um das Projekt weiter realisieren zu können.

Preis für ein Lebenswerk

präsentiert von Agnieszka Holland

Alexander Sokurow, russischer Regisseur und Drehbuchautor

Sokurow war in der Vergangenheit viermal vergeblich für einen regulären Europäischen Filmpreis nominiert: 1988 für Tage der Finsternis (Bester Jugendfilm), 1999 für Moloch (Bester Film), 2001 für Elegia Dorogi (Bester Dokumentarfilm) und 2002 für Russian Ark (Beste Regie).

Europäischer Koproduzentenpreis – „Prix EURIMAGES“

präsentiert von Danis Tanović

Cedomir Kolar (Noe Productions/A.S.A.P. Films)

Bester Kurzfilm

15 Filme qualifizierten sich für den Preis in der Kategorie Bester europäischer Kurzfilm. Diese wurden von unabhängigen Jurys auf 15 Filmfestivals ausgewählt. Den Sieger kürten die über 3000 Mitglieder der EFA, der auf der Preisverleihung bekanntgegeben wurde.

präsentiert von Jack Reynor

Bester Dokumentarfilm

Seit 2015 wird vor Bekanntgabe der fünf Nominierungen eine Auswahlliste von 15 Dokumentarfilmen präsentiert, die von einem Auswahlkomitee, bestehend aus Mitgliedern der EFA und des European Documentary Network (EDN), zusammengestellt wird. Berücksichtigt werden Vorschläge von Dokumentarfilmfestivals sowie individuelle Einreichungen. Aus den 15 vorausgewählten Filmen wählten die über 3000 Mitglieder der Europäischen Filmakademie die Nominierten und den späteren Preisträger aus.

präsentiert von Anamaria Marinca

Kommunion (Komunia) – Regie: Anna Zamecka (Polen)

  • Austerlitz – Regie: Sergei Loznitsa (Deutschland)
  • The Good Postman – Regie: Tonislaw Christow (Finnland, Bulgarien)
  • Mein Leben – Ein Tanz (La Chana) – Regie: Lucija Stojevic (Spanien, Island, USA)
  • Stranger in Paradise – Regie: Guido Hendrikx (Niederlande)

Auf die Auswahlliste, aber nicht unter die Nominierten gelangten folgende Filmproduktionen:

  • Das grüne Gold (Dead Donkeys Fear No Hyenas) – Regie: Joakim Demmer (Schweden, Deutschland, Finnland)
  • How to Meet a Mermaid – Regie: Coco Schrijber (Niederlande, Dänemark)
  • In Loco Parentis – Regie: Neasa Ní Chianáin, David Rane (Irland, Spanien)
  • Liberami – Regie: Federica Di Giacomo (Italien, Frankreich)
  • Meister der Träume (Nothingwood) – Regie: Sonia Kronlund (Frankreich, Deutschland)
  • A l’ouest du Jourdain – Regie: Amos Gitai (Frankreich)
  • Taste of Cement – Der Geschmack von Zement – Regie: Ziad Kalthoum (Deutschland, Libanon, Syrien, Vereinigte Arabische Emirate, Katar)
  • Ultra – Regie: Balázs Simonyi (Ungarn)
  • The Venerable W. – Regie: Barbet Schroeder (Frankreich, Schweiz)
  • The War Show – Regie: Andreas Dalsgaard, Obaidah Zytoon (Dänemark, Syrien, Finnland)

Bester Animationsfilm

Die vier Nominierungen für den besten europäischen Animationsfilm kamen durch ein Auswahlkomitee, bestehend aus drei EFA-Mitgliedern und drei Repräsentanten des europäischen Verbands für Animationsfilm CARTOON, zustande. Den Sieger kürten die über 3000 Mitglieder der Europäischen Filmakademie, der auf der Preisverleihung bekanntgegeben wurde.

präsentiert von Palina Rojinski und Alex Brendemühl

Loving Vincent – Regie: Dorota Kobiela und Hugh Welchman (Polen, Vereinigtes Königreich)

  • Ethel & Ernest – Regie: Roger Mainwood (Vereinigtes Königreich, Luxemburg)
  • Louise en hiver – Regie: Jean-François Laguionie (Frankreich, Kanada)
  • Zombillénium – Regie: Arthur de Pins und Alexis Ducord (Frankreich, Belgien)

Bester Erstlingsfilm („Europäische Entdeckung – Prix FIPRESCI“)

Die fünf Nominierungen für das beste europäische Spielfilmdebüt kamen durch ein Auswahlkomitee, bestehend aus zwei EFA-Mitgliedern und drei Mitgliedern der Fédération Internationale de la Presse Cinématographique (FIPRESCI), zustande. Den Sieger kürten die über 3000 Mitglieder der Europäischen Filmakademie, der auf der Preisverleihung bekanntgegeben wurde.

präsentiert von Stephen Frears

Lady Macbeth – Regie: William Oldroyd (Vereinigtes Königreich)

  • Bloody Milk (Petit paysan) – Regie: Hubert Charuel (Frankreich)
  • Godless (Bezbog) – Regie: Raliza Petrowa (Bulgarien, Dänemark, Frankreich)
  • Summer 1993 (Estiu 1993) – Regie: Carla Simón (Spanien)
  • Die Einsiedler (The Eremites) – Regie: Ronny Trocker (Deutschland, Österreich, Italien)

European University Film Award (EUFA)

Basierend auf der Liste der 51 Spielfilme sowie der 15 Dokumentarfilme wurden folgende fünf Filme für den 2016 neu geschaffenen European University Film Award (EUFA) ausgewählt. Die nominierten Filme wurden an 21 Universitäten in 21 Ländern diskutiert.

Herzstein (Hjartasteinn) – Regie: Guðmundur Arnar Guðmundsson

  • Die andere Seite der Hoffnung (Toivon tuolla puolen) – Regie: Aki Kaurismäki
  • Home – Regie: Fien Troch
  • Loveless (Нелюбовь) – Regie: Andrei Swjaginzew
  • The War Show – Regie: Andreas Dalsgaard und Obaidah Zytoon

Publikumspreis

Durch den Publikumspreis (People’s Choice Award) hatten Kinozuschauer vom 1. September bis zum 31. Oktober 2017 die Möglichkeit, ihren Favoriten via Internet aus einer Auswahlliste zu küren:

präsentiert von Pierfrancesco Favino

Vor der Morgenröte – Regie: Maria Schrader

  • Die andere Seite der Hoffnung (Toivon tuolla puolen) – Regie: Aki Kaurismäki
  • Bacalaureat – Regie: Cristian Mungiu
  • Bridget Jones’ Baby (Bridget Jones’s Baby) – Regie: Sharon Maguire
  • Frantz – Regie: François Ozon
  • Die Kommune (Kollektivet) – Regie: Thomas Vinterberg
  • Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind – Regie: David Yates
  • Sieben Minuten nach Mitternacht (A Monster Calls) – Regie: Juan Antonio Bayona
  • Die Überglücklichen (La pazza gioia) – Regie: Paolo Virzì

Weblinks

  • Offizielle Webpräsenz des Europäischen Filmpreises (englisch)
  • Offizielle Webpräsenz der Europäischen Filmakademie (EFA) (englisch, deutsch, französisch)

Einzelnachweise


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