Music Walk ist ein Klavierkonzert der Neuen Musik von John Cage. Wenige Tage nach Fertigstellung wurde es am 14. Oktober 1958 in der Galerie 22 in Düsseldorf von Cage, Cornelius Cardew und David Tudor uraufgeführt. In dem Werk, das auf der Grundlage eines groben Konzepts weitgehend improvisiert wird und dem Charakter einer Performance der Aktionskunst angenähert ist, werden neben einem oder mehreren Klavieren Radiogeräusche und/oder Musikaufnahmen von Abspielgeräten zu Gehör gebracht. Auch bewegen sich die Musiker auf der Bühne umher, um zu punktuellen Klangereignissen ungewöhnliche weitere Mittel einzusetzen, etwa Kieselsteine, die aneinander geschlagen werden. Cages Auftritte in Music Walk gehören zu den bedeutendsten in der Bühnenpräsenz des Komponisten. Sein performativer Stil beeinflusste insbesondere die Entwicklung des Multimedia-Künstlers Nam June Paik und lieferte einen Impuls für die Entstehung der Kunstrichtung Fluxus.
Partitur und Charakter
Die Partitur enthält eine grafische Notation des Stücks. Sie besteht aus mehreren Seiten Papier mit darauf vermerkten Punkten, die Klangereignisse repräsentieren, und darüber gelegten, transparenten Plastikfolien mit fünf parallelen Linien, die die Punkte bzw. Klangereignisse fünf Kategorien des Einsatzes von Piano, Radio und Hilfsinstrumenten zuweisen. Interpreten verwenden diese Materialien und befolgen Cages Anweisungen, wobei sie jedes Mal einen Teil mit Klängen erstellen, die an verschiedenen Stellen im und um das Klavier herum, auf Radios oder mit Hilfsinstrumenten oder durch die eigenen Stimmen erzeugt werden. Wegen des performativen Werkcharakters klassifizierte der Musikkritiker und Musiktheoretiker Heinz-Klaus Metzger, dem das Stück gewidmet war und der die Aufgabe hatte, Einleitungsworte zur Uraufführung zu sprechen, es als „instrumentales Theater“. Im Œuvre Cages steht das Werk am Beginn einer Entwicklung zur Verwendung unbestimmter Elemente in der Komposition, wodurch den Mitwirkenden bedeutende Spielräume für ihre Handlungen überlassen werden.
Weitere Aufführungen in den 1960er Jahren
Im Frühjahr 1960 führten Cage und Tudor das Stück weitere fünf Mal auf. Als Music Walk for Dancers wurde es im Herbst 1960 – künstlerisch erweitert durch Merce Cunningham in einer tänzerischen Choreografie – sieben Mal von Cage und Tudor in Deutschland und Italien präsentiert. Neben Cunningham tanzte auch Carolyn Brown (* 1927). Eine weitere Aufführung folgte in New York mit Jill Johnston am 4. April 1962. Bühnenbild und Kostüme entwarf Robert Rauschenberg. Über die Aufführung im Teatro La Fenice am 24. September 1960 in Venedig berichtete ein Kritiker der Zeitschrift Time wie folgt:
Literatur
- William Fetterman: John Cage’s Theatre Pieces. Notations and Performances (= Contemporary Music Studies, Band 11). Harwood Academic Publishers, Amsterdam 1996, Routledge, New York 2010, ISBN 3-7186-5642-6, S. 47 ff. (PDF).
Weblinks
- Music Walk (Notation Plan), c. 1958, Objektdatenblatt im Portal nga.gov
Einzelnachweise


